Portrait Fotoshooting mit Gerda

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Knarrig war er, buckelig und verwachsen. Ich setzte mich zu ihm. Ich fühlte mich geborgen. Er säuselte etwas. Was willst du mir sagen, fragte ich, du weiser Alter? Er säuselte wieder. Ich hielt den Augenblick fest. Später sah ich, was die Kamera eingefangen hatte: eine weiße Sonne, die sich durch schwarze Äste zwängt.

 
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Ich stellte das Foto auf meine Facebookseite.

Drei Wochen später kommentierte Gerda : Das ist das schönste Foto von einem Baum!

Gerda ist eine Kundin aus meinem früheren Leben. Meinem Leben als Wintergartenbauer. Damals hoben wir mit einem Kran einen Wintergarten auf ihre Dachgeschosswohnung im Zentrum von Wien.

Nun wollte sie etwas aus meinem neuen Leben: das Baumfoto. Gerne, sagte ich, und übrigens sei ich bald in der Nähe ihres Urlaubsdomizils, ob sie vielleicht auch ein Fotoshooting haben wolle?

Ich merkte ihr Zögern. Ich kenne das. Wir Menschen haben Scheu vor unserem eigenen Foto, vor unserem Gesicht auf Hochglanzpapier – wir alle, die wir keine Stars und Sternchen sind und nicht mehr so unbekümmert wie die Kinder. Obwohl – in Zeiten des allgegenwärtigen Selfies verändert sich das langsam.

Ich besuchte sie in der Steiermark. Wir tranken Kaffee unter der Julisonne. Wir redeten. Sie wollte wissen, warum ich Fotograf geworden bin. Irgendwann holte ich meine Kamera hervor und machte ein paar Bilder. Sie lachte ihr strahlendes Lächeln.

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Aber ich spürte, dass sie sich nicht ganz wohl fühlte.

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Ich bat sie, etwas anderes anzuziehen. Sie erschien im luftigen weißen Sommerkleid.

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Dann zeigte sie mir das Anwesen, in dem sie aufgewachsen ist. Sie führte mich zu einer Kapelle. Die hatte ihre Familie errichtet, um Gott für etwas zu danken. Sie umfasste das geschmiedete Gitter mit einer Hand und erzählte. Sie wirkte nun ganz anders. Klar, gelassen, in sich ruhend.

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Später lächelte sie wieder ihr strahlendes Lächeln.

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